Sommerzeit wird Hochrisiko-Zeit für Unternehmen

Wenn im Sommer viele Mitarbeiter abwesend sind, steigt das Risiko für Cyberangriffe in Unternehmen sprunghaft an.

Untersuchungen zeigen, dass sich Cyberkriminelle genau diese Urlaubs- und Ferienzeit zunutze machen. So wurden bereits zehntausende neue Domains mit Urlaubsbezug registriert – ein beachtlicher Teil davon mit betrügerischer Absicht. Gleichzeitig reduzieren viele Unternehmen ihre IT-Sicherheitsbesetzung in dieser Zeit deutlich. Ohne ausreichende Kontrolle sind Betriebe an Wochenenden und Feiertagen besonders anfällig. Die Folgen sind gravierend: Eine bayerische Molkerei konnte im Sommer ihre Produkte nicht mehr ausliefern, weil Erpresserviren das Warenwirtschaftssystem lahmlegten.

Angriffsbeispiele in der Ferienzeit

Erfahrungsgemäß häufen sich auch konkrete Schadensfälle im Sommer.
Beispiel Stadtwerke Burg (August 2024): Der kommunale Energieversorger wurde Opfer einer Cyberattacke. Betroffen waren unter anderem die Systeme für die Marktkommunikation – Kunden konnten zeitweise nicht zu anderen Anbietern wechseln. Notfallmaßnahmen wie die Isolierung von IT-Systemen und die Einschaltung von Forensikern verhinderten zwar Schlimmeres, doch der Angriff zog sich über mehrere Wochen hin. Die Lehren daraus: stärkere Passwortrichtlinien und gezielte Schulungen zum Umgang mit verdächtigen E-Mail-Anhängen.
Beispiel Medienbranche (Sommer 2023): Auch Verlage und Medienhäuser waren betroffen. Ransomware-Angriffe legten Redaktions- und Produktionssysteme lahm. Die wirtschaftlichen Schäden durch Datenverschlüsselung und Betriebsunterbrechung summierten sich deutschlandweit auf Milliardenhöhe.

Vorgehen der Cyberkriminellen

Hacker agieren im Sommer gezielt – mit bewährten Methoden:

  • Phishing & Social Engineering: Gefälschte E-Mails mit Urlaubsthemen (z. B. Buchungsbestätigungen, Hotelangebote) laden Empfänger zum Klicken ein. Auch CEO-Fraud, bei dem sich Kriminelle als Geschäftsführung ausgeben, ist in der Urlaubszeit besonders erfolgreich – weil Rückfragen oft nicht möglich sind.

  • Ransomware: Schadprogramme, die Daten verschlüsseln und Lösegeld fordern, sind im Sommer besonders effektiv. Schwächer besetzte IT-Teams erkennen die Bedrohung oft zu spät, wodurch der Schaden steigt.

  • Automatisierte Angriffe: Hacker setzen Bots ein, um Schwachstellen in Netzwerken auszuspähen oder gestohlene Zugangsdaten systematisch zu testen.

Die wirtschaftlichen Auswirkungen sind dramatisch – selbst Kliniken, Stadtverwaltungen und Verkehrsunternehmen mussten bereits Systeme vorübergehend herunterfahren.

Handlungsempfehlungen und Lösungen

Um sich als Unternehmen besser gegen Cybergefahren in der Sommerzeit zu wappnen, sollten folgende Maßnahmen Priorität haben:

1. IT-Sicherheits-Check durchführen

Ein externer IT-Sicherheitscheck offenbart technische und organisatorische Schwachstellen – die ideale Grundlage für zielgerichtete Schutzmaßnahmen. Gleichzeitig schafft er die Voraussetzung für den späteren Abschluss einer Cyberversicherung zu angemessenen Konditionen.

2. Technische Schutzmaßnahmen umsetzen

Dazu zählen:

  • aktuelle Firewalls und Antivirenlösungen

  • regelmäßige Updates

  • Multi-Faktor-Authentifizierung

  • Backups nach dem 3-2-1-Prinzip (3 Kopien, 2 Medientypen, 1 extern gespeichert)

Diese Schutzmaßnahmen gehören heute zum Mindeststandard.

3. Mitarbeiterschulungen durchführen

Gerade in der Ferienzeit ist es wichtig, dass Vertretungen und alle Mitarbeitenden für Cyberbedrohungen sensibilisiert sind. Regelmäßige Awareness-Trainings zu Phishing, Passwortsicherheit und dem Umgang mit verdächtigen Mails sollten zur Unternehmenskultur gehören.

4. Klare Notfallpläne definieren

Ein schriftlicher Notfallplan mit klaren Zuständigkeiten hilft im Ernstfall, schnell zu reagieren und Schäden zu begrenzen. Wer kontaktiert wird, wie Systeme isoliert werden und welche Kommunikationswege genutzt werden – all das sollte vorab festgelegt sein.

5. Cyberversicherung abschließen – aber richtig

Eine Cyberversicherung übernimmt im Schadenfall viele Kosten: IT-Forensik, Datenrettung, Betriebsunterbrechung, Anwaltskosten und mehr. Voraussetzung ist jedoch in der Regel ein Mindestniveau an IT-Sicherheit – dokumentiert durch ein vorangegangenes Sicherheitsaudit. Nur wer diese Standards erfüllt, erhält umfassenden Versicherungsschutz.


Fazit: Die Sommermonate sind nicht nur Reisezeit – sie sind auch Hochsaison für Cyberkriminelle. Für den Mittelstand bedeutet das: IT-Sicherheit darf nicht in die Ferien geschickt werden. Unternehmen, die präventiv handeln – mit technischen Maßnahmen, geschulten Mitarbeitenden und einem durchdachten Versicherungsschutz – können das Risiko erheblich senken. Wer vorbereitet ist, bleibt auch in der heißen Phase handlungsfähig.