Cyberrisiken in der Lieferkette – So schützen sich Unternehmen vor Kaskadeneffekten
Stellen Sie sich vor, Ihr mittelständi. Maschinenbau-Betrieb ist auf die pünktliche Lieferung von Software-Komponenten durch einen IT-Dienstleister angewiesen.

Eines Morgens erfahren Sie, dass dieser Dienstleister Ziel einer Ransomware-Attacke wurde und alle Systeme verschlüsselt sind. Plötzlich stehen Ihre Fertigungslinien still. Solche Szenarien sind keine Ausnahme: Cyberangriffe auf Lieferketten nehmen stark zu und gelten heute als eine der größten Bedrohungen für Unternehmen jeder Größe.
Warum Lieferketten auch Ihr Unternehmen treffen können
Unternehmen sind zunehmend verflochten mit Zulieferern und Dienstleistern – vom IT-Support über Cloud-Anbieter bis hin zu Marketingagenturen. Externe Partner fungieren als potenzielles Einfallstor: Sie schaffen Abhängigkeiten und Risiken, nicht nur für sich selbst, sondern vor allem für die Unternehmen, die sie nutzen. Große Konzerne verfügen meist über hohe IT-Sicherheitsstandards, sodass ein direkter Angriff auf sie schwierig ist. Cyberkriminelle wählen daher lieber kleinere Zulieferer als Einfallstore. Ein Angreifer sucht die „schwächsten Glieder“ der Kette und verschafft sich so Zugang zum eigentlich interessanteren Ziel.
Auch KMU, die für größere Unternehmen arbeiten, geraten so ins Visier. Hinzu kommt: Die Verbindungen zwischen Unternehmen sind oft schlechter geschützt als interne Systeme. Hacker nutzen diese ungesicherten Zugänge entlang der Lieferkette aus, um sich Zutritt zu verschaffen. Fehlen klare Sicherheitsanforderungen und Kontrollen, kann sich ein Angriff in Windeseile über Partnerunternehmen bis zu Ihrem Betrieb ausbreiten.
Typische Schäden und Folgekosten
Ein erfolgreicher Angriff auf die Lieferkette kann vielfältige Folgen haben – und hohe Kosten verursachen. Beispiele für typische Schäden und Folgekosten sind:
Produktionsausfälle: Schon wenige Tage Stillstand bei Montage oder Produktion können existenzbedrohend sein. Eine infizierte Lieferkette kann dazu führen, dass notwendige Bauteile oder IT-Dienste fehlen und die Fertigung steht.
Reputationsverlust: Wenn Kundendaten kompromittiert oder Lieferverträge gebrochen werden, sinkt das Vertrauen Ihrer Kunden. Ein beschädigter Ruf kann Umsatzeinbußen in der Zukunft zur Folge haben.
Vertragsstrafen und Vertragsverluste: Durch Cybervorfälle können Sie wichtige Fristen nicht einhalten. Das kann Vertragsstrafen nach sich ziehen oder im Worst Case zum Verlust langfristiger Aufträge führen.
Rechts- und Aufbewahrungskosten: Kommt es etwa zu einer Datenschutzverletzung, entstehen weitere Kosten für Aufarbeitungsmaßnahmen – von Anwälten bis zu IT-Forensikern. Viele Cyberpolicen beinhalten daher IT-Forensik, Datenwiederherstellung, Krisen-PR und Rechtsberatung, um Imageschäden zu begrenzen.
Fast jedes zweite deutsche KMU war schon von einem Cyberangriff betroffen. Viele überstehen einen schwerwiegenden Vorfall ohne Vorbereitung nicht unbeschadet. Das Risiko für Kaskadeneffekte – also dominoartige Schäden durch einen Partnerausfall – ist also hoch.
Cyberversicherung: Wichtige Leistungen und Fallstricke
Eine passende Cyberversicherung kann diese Risiken abfedern. Achten Sie dabei darauf, dass die Police folgende Kernleistungen umfasst:
Umfassender Schutz: Eine gute Cyberpolice deckt sowohl Eigenschäden als auch Drittschäden ab. Eigenschäden sind zum Beispiel die Kosten für IT-Wiederherstellung, Schadensanalyse oder Betriebsunterbrechung. Drittschäden entstehen, wenn Dritte (z.B. Kunden, Geschäftspartner) Ansprüche gegen Sie geltend machen.
Betriebsunterbrechung (inkl. Rückwirkung): Sie sollte Verdienstausfall und Mehrkosten übernehmen, wenn Ihre Produktion durch einen Cybervorfall stillsteht. Wichtig ist hier auch die Rückwirkung: Die Deckung sollte auch dann greifen, wenn ein externer Dienstleister ausfällt und Ihre Produktion deshalb steht.
IT-Forensik und Krisenmanagement: Erstattet werden idealerweise Kosten für forensische Untersuchung, Löschung von Schadsoftware und Wiederherstellung von Daten sowie Ausgaben für Krisen-PR und externe Berater. Diese Leistungen helfen, den Schaden schnell einzudämmen und Imageschäden zu begrenzen.
Sublimits und Deckungssummen: Prüfen Sie die Entschädigungsgrenzen genau. Manche Policen setzen für bestimmte Posten (z.B. Lösegeldzahlungen bei Erpressung, Vertragsstrafen) niedrigere Sublimits fest. Achten Sie darauf, dass diese Limits zu Ihrem Risiko passen.
Ausschlüsse: Beachten Sie Klauseln zu Bußgeldern und Vertragsstrafen. Viele Policen schließen Straf- und Vertragsstrafzahlungen aus – etwa Bußgelder nach DSGVO-Verstößen oder Konventionalstrafen. Klären Sie daher vorab, welche Schäden im Ernstfall tatsächlich versichert sind.
Insgesamt sollte Ihre Cyberversicherung alle wichtigen Gefahren abdecken: von IT-Notfalleinsätzen über Betriebsunterbrechung bis hin zu Haftpflicht-Forderungen von Geschäftspartnern. Lassen Sie sich genau erklären, ob und wie Lieferkettenausfälle (Rückwirkungsschäden) eingeschlossen sind.
Risikovorsorge: So minimieren Sie Lieferketten-Risiken
Zusätzlich zur Versicherung sollten Sie aktiv Risiken vorbeugen. Empfehlenswert sind zum Beispiel folgende Maßnahmen:
Sorgfältige Partnerwahl: Prüfen Sie vorab die IT-Security Ihrer Lieferanten. Achten Sie auf Nachweise wie ISO-27001-Zertifizierungen oder SOC-Reports.
Vertragliche Regelungen: Formulieren Sie in Ihren Verträgen klare Sicherheitsanforderungen und Meldepflichten. Ein DSGVO-konformer Auftragsverarbeitungsvertrag (AVV) ist Pflicht; er sollte über die Mindeststandards hinausgehen und konkrete Sicherheitsmaßnahmen, Fristen für Vorfallmeldungen und Haftungsregeln enthalten.
Gemeinsame Sicherheitsprozesse: Arbeiten Sie eng mit Ihren Partnern zusammen: Stimmen Sie Ihre IT-Sicherheitsmaßnahmen ab und tauschen Sie sich über aktuelle Bedrohungen aus. Führen Sie regelmäßige Sicherheitsüberprüfungen durch – etwa Penetrationstests oder Audits bei Schlüssel-Lieferanten.
Notfall- und Wiederanlaufpläne: Legen Sie fest, was passiert, wenn ein Zulieferer ausfällt. Definieren Sie klare Verantwortlichkeiten und Reaktionsschritte im Notfall. Halten Sie Backups oder alternative Bezugsquellen bereit, um Produktionsausfälle zu minimieren.
Mitarbeiter-Schulung: Sensibilisieren Sie Ihre Mitarbeiter (und optional auch Zulieferer) für Cybergefahren. Regelmäßige Awareness-Trainings (z.B. zu Phishing-Mails) erhöhen das Abwehrvermögen Ihrer Belegschaft.
Netzwerk-Hygiene: Sorgen Sie intern für IT-Grundschutz: Segmentieren Sie Netzwerke, nutzen Sie Multi-Faktor-Authentifizierung und halten Sie Software stets aktuell.
Checkliste: Ihre Lieferkette auf Cyberrisiken prüfen
Lieferantenübersicht: Haben Sie eine vollständige Liste aller externen Partner und IT-Dienstleister?
Sicherheitsnachweise: Können Ihre wichtigsten Lieferanten gültige IT-Sicherheitszertifikate vorweisen?
Vertragliche Absicherung: Enthalten Ihre Verträge mit Zulieferern klare Sicherheitsklauseln, Fristen und Haftungsregelungen?
Notfallplanung: Gibt es einen detaillierten Incident-Response-Plan für Lieferkettenstörungen?
Versicherungsschutz: Deckt Ihre Cyberversicherung auch Rückwirkungsschäden ab, wenn ein Dienstleister ausfällt?
Schulungen & Monitoring: Werden Ihre Mitarbeiter regelmäßig zum Thema Cybersecurity geschult und finden regelmäßige Risiko-Checks statt?
Fazit und Ausblick
Cyberangriffe entlang der Lieferkette stellen eine ernstzunehmende Gefahr dar – auch für KMU. Ohne Vorbereitung drohen Produktionsstillstand, finanzielle Verluste und Image-Schäden. Durch konsequente Risikovorsorge und den passenden Versicherungsschutz können Sie Ihr Unternehmen jedoch wirksam gegen Kaskadeneffekte absichern. Unsere Empfehlung: Überprüfen Sie Ihre Partner, regeln Sie IT-Sicherheit vertraglich und halten Sie einen Notfallplan bereit. Zugleich unterstützt Sie eine umfassende Cyberversicherung dabei, im Ernstfall die Folgen abzufedern.
Handeln Sie jetzt, bevor es zu spät ist: Sichern Sie Ihre Lieferkette aktiv ab und lassen Sie sich unverbindlich beraten. So bleibt Ihr Unternehmen auch im Krisenfall handlungsfähig.